Schnell einsatzbereit, flexibel bei der Objektivwahl, bequemer und praktischer Equipmenttransport: Als Sportfotograf braucht man eine maßgeschneiderte Ausrüstung, um bestmöglich auf seinen Einsatz vorbereitet zu sein. Wir stellen Ihnen das Equipment vor, das auf keinen Fall fehlen darf.
Fragt man ambitionierte Hobbyfotografen nach ihren beliebtesten Fotomotiven, hört man als Antwort häufig die unterschiedlichsten Sportarten. Nicht gerade verwunderlich, denn schließlich bietet der Sport ein ungeheures Spektrum an Motiven. Emotionen, Dynamik, Kraft, Ästhetik – und diese Reihe ließe sich noch endlos erweitern. Allerdings ist die Sportfotografie alles andere als einfach – insbesondere bei schnellen Ballsportarten bedarf es einiger Übung, vernünftige Aufnahmen hinzubekommen.
Handelsübliche digitale Kompaktkameras stoßen schnell an ihre Grenzen, und zwar aus mehreren Gründen: Zum einen bieten die meisten Kompaktcams nur einen geringen Zoombereich. Was für den alltäglichen Einsatz reichen mag, ist für Mannschaftssportarten viel zu wenig – schließlich können Sie als Fotograf nicht einfach während des Spiels auf den Platz rennen. Zum zweiten sind Kompaktkameras in der Regel zu langsam, sprich: Die Auslöseverzögerung ist zu hoch. Können einem also mit einer Kompaktkamera keine guten Sportfotos gelingen?
So weit würde der Ludwigsburger Fotojournalist Matthias Hangst, der bereits mehrfach mit dem Preis „Sportfoto des Jahres“ vom Verband deutscher Sportjournalisten ausgezeichnet wurde, nicht gehen: „Man sollte aber nicht versuchen, nachmachen zu wollen, was man an Sportfotos in Tageszeitungen und Magazinen sieht. Sie werden es mit einer Kompaktkamera beispielsweise nie schaffen, bei einem Kopfballduell so zu fotografieren, dass der Ball gerade genau am Kopf eines Spielers anliegt. Zum einen wegen der relativ hohen Auslöseverzögerung und natürlich. weil man Dutzende Meter weg steht und das Objektiv keinen entsprechenden Telebereich anbietet. Ich empfehle immer: Lösen Sie sich bei Spielen der Kreisliga von dem eigentlichen Spielgeschehen. Man entdeckt so viele spannende Motive abseits des Spielfelds: das Kind, das an der Eckfahne spielt, die mitleidenden Zuschauer, der aufgebrachte Trainer, die abbröckelnden Umkleidekabinen. Und wenn Sie doch unbedingt Fotos vom Spielgeschehen machen wollen: Setzen Sie sich hinter ein Tor und fotografieren Sie in Untersicht durch das Netz. Hier haben Sie die Gewissheit, dass im Spiel irgendwann direkt vor Ihrer Linse etwas Spannendes passiert. Und außerdem ist die Perspektive interessant.“
Welche Kamera ist optimal?
Voraussetzung für das Gelingen von Sportfotos ist in allererster Linie die Qualität der Kamera. Hierbei kommt es jedoch nicht an, wie viele Megapixel Auflösung die Kamera mitbringt, sondern wie schnell sie ist. Und mit schnell ist in diesem Zusammenhang die Auslösegeschwindigkeit, also der Autofokus und die Serienbildfunktion gemeint.
Alle professionellen Fotografen nutzen bei rasanten Sportarten im Einsatz die Reihenaufnahmefunktion. Der Grund liegt auf der Hand: Für die optimale Aufnahme haben Fotografen meist nur ein Zeitfenster von wenigen Zehntelsekunden. Dieses Zeitfenster mit einer einzigen Aufnahme zu treffen, ist praktisch kaum möglich. Je mehr Bilder eine Kamera also pro Sekunde aufnehmen kann, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit den Moment zu treffen, indem der Stürmer den Ball mit dem Kopf Richtung Tor wuchtet, die Skifahrerin mit einer halsbrecherischen Kurve die Slalomstange touchiert oder der Tennisspieler zum Becker-Hecht ansetzt.
Doch welche Kameras sind für solche Aufgaben geeignet? Günstige Einsteigermodelle unter den DSLRs und CSCs leider eher weniger, denn diese weisen zwar meist eine gute Bildqualität aus, sind aber alles andere als flink.
Im semiprofessionellen Bereich ist die Canon EOS 7D Mark II eine sehr gute Wahl für Sportfotografen. Warum? Die Kamera bringt ein 65-Punkt-AF-System mit. Damit kann bei sich bewegenden Motiven die Schärfe zuverlässig nachgeführt werden. Das ist entscheidend für hochwertige Sportaufnahmen. Mit 10 Bildern pro Sekunde im Serienfotomodus ist die Kamera zudem sehr fix.
Wer noch etwas mehr Budget zur Verfügung hat, greift direkt zu einer Kamera, die für den Einsatz im professionellen Bereich konzipiert wurde: zur Canon EOS-1D X Mark II. Statt einem APS-C-Sensor wie bei der EOS 7D Mark II ist hier ein Vollformat-Sensor verbaut. Zudem schafft die Kamera bei Reihenaufnahmen bis zu 14 Bilder pro Sekunde!
Wem eine DSLR zu groß und zu unpraktisch ist, der findet mit der Sony α6500 eine interessante Alternative im CSC-Bereich. Die APS-C-Kamera gilt als eine der schnellsten CSCs der Welt. So braucht der Hybrid-Autofokus nur 0,05 Sekunden, um scharf zu stellen. Dank der 425 Phasendetektions-Autofokuspunkte können auch sich bewegende Objekte problemlos nachverfolgt und zuverlässig scharf dargestellt werden.
Viel Platz gefragt
Als ambitionierter Sportfotograf ist eine digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) oder eine spiegellose Systemkamera (CSC) also eigentlich obligatorisch. Doch der Body mit einem Reisezoom reicht natürlich in puncto Ausrüstung bei weitem nicht, um für alle fotografischen Anforderungen gerüstet zu sein. Zunächst einmal ist eine professionelle, geräumige Fototasche von großem Vorteil. Denn wer beim Fußball, Pferderennen oder einem anderen Sportereignis fotografieren möchte, muss einiges an Equipment mit sich schleppen.
Kamera, mehrere Objektive, ein Stativ, Speicherkarten, Zusatzakku und eventuell noch ein Image-Tank oder gar ein Notebook benötigen einiges an Platz und wollen sicher transportiert und schnell einsatzbereit sein.
Fototaschen gibt es in allen erdenklichen Ausführungen und Größen. Der bekannte Fotoequipment-Hersteller Lowepro beispielsweise bietet gleich eine ganze Armada von Produkten in diesem Bereich an.
Als kleines Modell findet man hier beispielsweise den Foto-Rucksack Flipside 300. Mit rund 100 Euro ist dieser vergleichsweise günstig. Er bietet Platz für eine Spiegelreflexkamera mit 300-mm-Objektiv, bis zu drei zusätzlichen Objektiven sowie Blitz, Stativ und diverses Zubehör wie Kabel und Speicherkarten.
Qual der Wahl
Neben diesem Einstiegsmodell gibt es aber noch etliche alternative Produkte. Die Anforderungen von Profifotografen, die viel unterwegs sind – also besonders Sportfotografen – an ihre Kamerataschen sind enorm. Sie sollen möglichst handlich, kompakt und bequem zu tragen sein und gleichzeitig genügend Platz für die Kamera und massig Zubehör bieten. Zudem soll für jedes einzelne Zubehör möglichst eine schnell zu erreichende Außentasche angebracht sein, damit man ohne Verzögerungen eine neue Batterie oder eine neue Speicherkarte einlegen kann.
Speziell für diese Klientel hat der Taschenhersteller Lowepro seine Classified AW-Serie entwickelt. Konkret handelt es sich dabei um das Modell Classified 140 AW, das für rund 100 Euro und mit kompakten Ausmaßen nur für ein Standardobjektiv Platz bietet. Mehr Raum bieten Classified 200 AW für 160 Euro und Classified 250 AW für 160 Euro. Beim Topmodell findet sogar ein 15-Zoll-Notebook neben der Kamera Platz. Alle Modelle verfügen über einen Lederhandgriff sowie ein spezielles Außenmaterial, um die Ausrüstung vor Wasser und Schmutz zu schützen.
Wer lieber auf einen Fotorucksack setzt, für den ist das Modell Lowepro ProTactic 350 interessant. Trotz kompakter Bauform passen in den Rucksack ein bis zwei DSLRs und bis zu sieben (!) Objektive. Der Fotorucksack ist vor allem für Wanderer und Bergsteiger konzipiert worden.
Welches Stativ für welchen Einsatzzweck?
Einbeinstativ Das Einbeinstativ sieht man häufig bei Sportfotografen, die bei schnellen Ballsportarten im Einsatz sind – zum Beispiel bei Fußballbundeslígaspielen. Der Hintergrund lässt sich leicht erklären: Interessante Spielsituationen ergeben sich zumeist sehr kurzfristig, sodass dem Fotografen nur Wenige Sekunden bleiben, um sich einen neuen, optimalen Standort zu suchen. lst er zu langsam, was mit einem für diesen Zweck zu unflexiblen Dreibeinstativ leicht passieren könnte, verpasst er vielleicht das entscheidende Foto des Spiels. Ein Einbeiner muss nicht aufgebaut werden und findet überall sofort Platz. Der Nachteil der Einbeiner: Sie bieten nur eine rudimentäre Stabilität und sind deshalb für Langzeitaufnahmen nicht unbedingt geeignet.
Dreibeinstativ Das Dreibeinstativ ist das geläufigste Modell – egal, ob im professionellen oder im Amateurbereich. Angeboten wird es in den unterschiedlichsten Ausführungen: zum Beispiel mit oder ohne Mittelsäule, in verschiedenen Größen und Materialien. Das Dreibeinstativ ist für die meisten Einsatzgebiete im Sport gut geeignet, denn es lässt sich recht leicht transportieren, mit wenigen Handgriffen aufbauen und bietet eine hohe Stabilität für die Kamera.
Vierbeinstativ Das Vierbeinstativ spielt seine Vorteile vor allem auf unebenem Gelände aus, denn mit seinen einzeln höhenverstellbaren Beinen lässt es sich auch auf Steigungen sicher befestigen. Durch die bessere Standfestigkeit lässt sich auch höheres Gewicht besser tragen. Oftmals gibt es bei Dreibeinstativen zum Beispiel Probleme, wenn eine Kamera mit einem schweren Superteleobjektiv befestigt werden soll. Sinn macht der Einsatz des Vierbeinstativs also, wenn ein fester Standort während einer kompletten Veranstaltung ausgesucht werden soll und der Untergrund bei Dreibeinstativen zu Problemen führen kann.
Bohnensackstativ Ein Bohnensackstativ wurde für das sichere Positionieren der Kamera auf unebenem Untergrund konzipiert. Durch die Bohnenfüllung schmiegt sich das Stativ an jeden nur erdenklichen Untergrund an, wie zum Beispiel Steine und abschüssigen Boden. Legt man die Kamera dann auf das Stativ, hat sie einen sicheren Halt, und man kann verwacklungsfrei fotografieren. In der Sportfotografie lässt es sich kaum einsetzen. Vorstellbar wäre ein Einsatz höchstens beim Bergsteigen oder Ähnlichem.
Seit kurzem in Deutschland erhältlich sind auch Fototaschen der Marke Shooter Family. Das größte Modell Julia Shooter kann als Rucksack oder variabel an der Seite als Sling-Tasche getragen werden, Wobei ein Tragegurt in das starke Rückenpolster gesteckt werden kann. Die Ausführung „Julia Shooter M“, die im Handel rund 150 Euro kostet, ist für eine DSLR-Kamera mit Teleobjektiv geeignet.
Zusatzakku empfehlenswert
Bei schnellen Sportarten muss ein Fotograf ständig konzentriert sein, und auch für die Kamera bedeutet das ständige Fotografieren Schwerstarbeit. Profifotografen bei Bundesligaspielen verbrauchen beispielsweise bei Spielen gleich mehrere voll aufgeladene Akkus, da jede brenzlige Strafraumszene mit Serienbildfunktion festgehalten wird.
Grundsätzlich sollten Sportfotografen immer Ersatzakkus dabeihaben, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn die Kamera mitten während einer Veranstaltung den Dienst einstellt. Für professionelle Fotografen könnte es sogar interessant sein, sich spezielle Hochleistungsakkus für ihre Kamera zuzulegen.
Fester Halt gefragt
Für Sportfotografen ebenfalls unverzichtbar sind Stative, denn wenn mit Tele- und Superteleobjektiven mit extrem langen Brennweiten fotografiert wird, führen schon kleine Wackler dazu, dass die Bilder unbrauchbar werden. Auch hier haben Sie wie üblich die Qual der Wahl zwischen den unterschiedlichsten Modellen. Soll es ein leichtes, schnell einsetzbares Einbeinstativ sein, ein klassisches Dreibeinstativ, ein robustes Vierbeinstativ oder ein Exot wie ein Bohnensackstativ?
Alle Modelle haben für die unterschiedlichsten Einsatzgebiete ihre Vor- und Nachteile. Welche Stativart bei welchen Sportarten ihre Vorzüge ausspielen kann, zeigen wir Ihnen ausführlich im Infokasten in diesem Artikel.