In der Fotografie ist häufig von der Normalbrennweite die Rede. Doch was ist das überhaupt? Und mit welchen Objektiven lässt sich ein Bild mit der Normalbrennweite fotografieren? Antworten darauf finden Sie hier.
Mit einer normalen Brennweite fotografieren. Solch ein Satz klingt irgendwie merkwürdig, denn was soll eine Normalbrennweite denn überhaupt sein? Und was wären dann andere Brennweiten? Anormal? Der Begriff Normalbrennweite wirkt also jede Menge Fragen auf. Dass er jedoch durchaus seine Berechtigung hat und warum er jedem Fotografen vertraut sein sollte, klären wir im Folgenden. Die Normalbrennweite wird nach einer einfachen Formel definiert: Ihr Wert entspricht der Länge der Diagonalen des Aufnahmeformats, beziehungsweise Bildsensors. Beim Kleinbildformat, im Digitalbereich auch Vollformat genannt, beträgt die Größe 24 x 36 mm. Die Diagonale weist hierbei eine Länge von 43 mm auf – folglich ist die Normalbrennweite hier 43 mm. Doch was definiert dieser Wert überhaupt? Er beschreibt die Brennweite, die eingestellt werden muss, damit der Bildwinkel des Fotos unserem Sehempfinden am nächsten kommt. Ein Bild, das mit einer Vollformatkamera mit 43 mm Brennweite aufgenommen wurde, wird deshalb als natürlich empfunden. Ist die Brennweite kürzer, ist auf einem Foto mehr zu sehen, als wir mit unseren Augen wahrnehmen würden. Ist die Brennweite länger, sieht man auf dem Foto nur einen kleineren Ausschnitt als gewohnt.
Warum Normalobjektive eigentlich keine Normalobjektive sind!
Es macht also durchaus Sinn, die Normalbrennweite zu definieren. Wenn Fotografen nämlich einen möglichst realistisch, natürlich wirkendes Bild aufnehmen wollen, sollten Sie eine Brennweite wählen, die der Normalbrennweite zumindest möglichst nah kommt. Möglicherweise haben Sie im Zusammenhang mit der Normalbrennweite auch einen anderen Wert als die besagten 43 mm im Kopf – etwa 50 mm oder 60 mm. Das hat einen einfachen Grund. Objektive mit 43 mm Festbrennweite werden Sie im Handel nicht finden, 50 und 60 mm – Objektive hingegen schon. Festbrennweiten, die der Normalbrennweite möglichst nah kommen, werden häufig als Normalobjektive bezeichnet. Aus dem Umkehrschluss werden dann vor allem 50 mm von vielen als Normalbrennweite bezeichnet, was eigentlich nicht ganz richtig ist, sich aber in der Praxis als Definition mehr oder weniger durchgesetzt hat. Wer also mit der Normalbrennweite fotografieren möchte, stellt an seiner Kamera einfach 43 mm ein. Könnte man meinen, doch so einfach ist es leider nicht. Die angegebenen 43 Millimeter beziehen sich schließlich nur auf einen Sensor mit einer Größe von 24 x 36 mm. Viele Sensoren sind aber deutlich kleiner und weisen folglich auch eine kürzere Diagonale auf. Deshalb ist die Normalbrennweite von Kamera zu Kamera unterschiedlich.
Wie berechnet man die Normalbrennweite seiner Kamera?
Um zu berechnen, was die Normalbrennweite Ihrer Kamera ist, brauchen Sie kein Rechteck mitsamt Diagonale maßstabgetreu zu Ihrer Sensorgröße zu zeichnen. Vielmehr benötigen Sie hierfür nur den Formatfaktor, auch Cropfaktor genannt, Ihres Sensors. Was sich dahinter verbirgt, erklären wir Ihnen ausführlich in Lektion 45 in dieser Ausgabe der Fotoschule. Nehmen wir als Beispiel, dass Sie eine beliebige Panasonic Lumix – Systemkamera besitzen und hier mit der Normalbrennweite fotografieren möchten. In Ihrer Kamera ist ein relativ kleiner Micro Four Thirds –Sensor verbaut, der den Cropfaktor 2 aufweist. Um mit der tatsächlichen Normalbrennweite zu fotografieren, müssten Sie nun an Ihrer Kamera die Brennweite einstellen, die multipliziert mit 2 den Wert 43 ergibt. Folglich fotografieren Sie rein rechnerisch bei 21,5 mm mit der Normalbrennweite. In vielen Online-Foren und Fotozeitschriften werden Sie hier häufig einen anderen Wert finden, nämlich 25 mm, da sich die Umrechnungen auf 50 mm beziehen. Was in der Praxis auch mehr Sinn macht, da die 43 mm doch eher ein theoretischer Wert sind.
Wie erreiche ich mit einer Systemkamera eine Normalbrennweite?
Wollen Sie mit der Normalbrennweite mit Ihrer Kamera fotografieren, brauchen Sie also ein Objektiv, das, den Cropfaktor mit einberechnet, das Fotografieren mit 43 mm beziehungsweise 50 mm möglich macht. Für Vollformatkameras brauchen Sie dafür also nur Normalobjektive, auch Standardobjektive genannt, oder Universalzoom-Objektive, die diese Brennweite mit abdecken. Bei Kameras mit Cropsensoren, egal ob APS-C, DX, CX oder anderen, müssen Sie hingegen nur einer faktischen Weitwinkelbrennweite greifen, um diesen Wert zu erreichen. Möglich wird dies durch Festbrennweiten, aber natürlich auch durch Universalzoom- oder Weitwinkelzoom-Objektive. Objektive, die umgerechnet die Normalbrennweite erreichen, gibt es für jedes aktuelle Kamerasystem. Insbesondere bei den Kameras mit hohem Cropfaktor bieten die Hersteller eine große Auswahl passender Weitwinkelobjektive an. Für Ihre Kamera sollten Sie die Normalbrennweite zumindest immer im Hinterkopf haben, um sie bewusst einstellen zu können, wenn Sie einen möglichst natürlich wirkenden Bildwinkel aufnehmen wollen.
Wofür ist die Normalbrennweite überhaupt gut?
Nicht nur aufgrund des Bildwinkels wirkt diese Einstellung im Übrigen so natürlich. Bei dieser Brennweite werden die Proportionen der abgebildeten Objekte und deren Entfernungen zueinander nämlich korrekt wiedergegeben und nicht verfälscht. Fotografieren Sie hingegen mit einer Telebrennweite, wird das komplette Motiv verdichtet. Entfernungen zwischen Objekten auf dem Bild werden kleiner dargestellt als sie eigentlich sind. Den gegenteiligen Effekt erzielt man mit einer Weitwinkelbrennweite. Dann nämlich erscheinen Abstände größer als in der Realität. Das komplette Motiv wirkt weitläufiger. Aus diesen Gründen wird die Normalbrennweite als Standard häufig eingesetzt. Nur mit ihr zu fotografieren, ist aber nicht empfehlenswert, da dies auf den Bildbetrachter langweilig und monoton wirken würde. Variieren Sie deshalb die Brennweite genauso wie die Perspektive beim Fotografieren. Schaffen Sie Abwechslung und machen Sie Ihre Bilderserien so interessanter!